Dienstboten­zimmer

Wartende Wäsche, hungrige Tiere oder ein staubiger Boden: Ein Landhaus machte immer Arbeit, aber wer erledigte sie? Die Herrschaften stellten dafür ausgewähltes Personal ein. Die einen arbeiteten im Haus und andere außer Haus, doch kamen sie alle in ihrem Dienstbotenzimmer zusammen.

1780 – 1830

Von stattlichen Dienern und unsichtbaren Mägden

Aufgabenteilung im Landhaus

Um 1800 arbeiteten hauptsächlich Männer im Landhaus. Als Dienstboten trugen sie häufig eine prächtige „Livree“, eine Uniform, die den Status der Herrschaft unterstrich. Ob als Verwalter, Diener, Kutscher, Jäger oder Stallknecht – Männer waren sichtbar und repräsentierten ihren Arbeitgeber. Ganz anders sah es bei den weiblichen Dienstboten aus: Als Köchin, Magd oder Kindermädchen trugen sie keine Livree, sondern für gewöhnlich ihre eigene schlichte Kleidung, da sie möglichst unsichtbar ihrer Arbeit nachgehen sollten. Das Gesinde war streng hierarchisch gegliedert: Dem Verwalter an der Spitze unterstanden alle Dienstboten, er vertrat sogar den Hausherren in dessen Abwesenheit. Auch Frauen bekleideten verantwortungsvolle Positionen: Die Haushälterin überwachte die wertvollen Lebensmittel und kümmerte sich um die Versorgung aller Bewohner des Hauses. Doch egal ob Diener, Magd, Haushälterin oder Verwalter, die Beziehung zu den Herrschaften blieb meist distanziert.

1880 – 1930

Vom Kommen und Gehen

Dienstboten auf Zeit

Während lange hauptsächlich Männer im Landhaus arbeiteten, überwogen um 1900 die weiblichen Dienstboten deutlich. Viele Mädchen arbeiteten vor ihrer Hochzeit im Landhaus, um zu lernen, wie ein Haushalt richtig geführt wird. Auch viele männliche Diener blieben nur wenige Jahre, sodass neben den wenigen älteren Dienstboten in höherer Position im Landhaus ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Dies zeigt sich auch im Schloss Kalbeck am Niederrhein – dort arbeiteten zwischen 1910 und 1927 über 70 Personen. Das jüngste Hausmädchen war mit 14 in Dienst getreten. Der Älteste, ein Hausgeistlicher, war mit 64 ausgeschieden. Die Bediensteten blieben meist nicht länger als zwei Jahre.

Schauen Sie selbst wie das Verhältnis von weiblichen und männlichen Bediensteten in Kalbeck aussah!

Geschlechterverhältnis und Durchschnittsalter: 1914 arbeiteten bereits 11 Frauen und nur 3 Männer auf Kalbeck, sie waren jeweils etwa um die 30 Jahre alt.
Dreizehn Jahre später, 1927, arbeiteten nur noch Frauen auf Kalbeck, die im Durchschnitt 30 Jahre alt waren.

Geschlechterverhältnis und Durchschnittsalter: 1914 arbeiteten bereits 11 Frauen und nur 3 Männer auf Kalbeck, sie waren jeweils etwa um die 30 Jahre alt.

Dreizehn Jahre später, 1927, arbeiteten nur noch Frauen auf Kalbeck, die im Durchschnitt 30 Jahre alt waren.

1945 – 1990

Von guten Seelen
und leeren Häusern

Die Zahl der Dienstboten nimmt ab

Mit der Zeit arbeiteten weniger Dienstboten in Landhäusern, gerade ab den 1960er Jahren gab es kaum noch Personal. Nicht nur lange Arbeitszeit, sondern auch schlechter Lohn schreckte mögliche Angestellte von dieser Tätigkeit ab. Zudem mussten viele Herrschaften zunehmend sparen, teilweise konnten sie ihre Landhäuser kaum noch unterhalten: Fehlte das Geld für Zentralheizung und ausreichend Personal, rannte die Schlossherrin selbst von Kohleofen zu Kohleofen. Je weniger Personal im Landhaus der Herrschaften arbeitete, desto mehr schätzten sie die Mühen der einzelnen Dienstboten und entstand das Ideal des treuen, langjährigen Begleiters. Diesem Bild entsprach auch der Diener Rudolf Heinemann, der viele Jahre im rheinischen Haus Rankenberg arbeitete und dafür im Jahr 1962 sogar das Bundesverdienstkreuz erhielt.

Dabei war Heinemann mehr als nur ein Angestellter – Er war als ein Stück der ‚guten alten Zeit‘ übriggeblieben, wie die Zeitungsausschnitte zeigen.
 

Zeitungsartikel über Rudolf Heinemann
Blick auf Haus Rankenberg in Bornheim

Zeitungsartikel über Rudolf Heinemann

Blick auf Haus Rankenberg in Bornheim

Perspektiven

Dienstmagd

1800

Haushälterin

1900

Besitzerin

1970

Oh, sieht der gut aus!

Maria Hauser, Dienstmagd

Der neue Diener sieht wirklich fesch aus in seiner Livree. Aber er bildet sich auch ganz schön etwas darauf ein. Und er scheint noch nicht zu wissen, dass hier bei Tisch keine lauten Reden geschwungen und Witze gemacht werden. Wenn der Verwalter aus der Stadt zurück ist, bekommt er bestimmt gehörig auf den Deckel. Die Haushälterin guckt schon ganz grimmig.

Ich gehöre ja praktisch schon zur alten Garde!

Gertrude Löffelholz, Haushälterin

Mit fünfzehn habe ich auch von morgens bis abends in der Küche geschuftet und im Untergeschoss geschlafen. Heute muss ich vor allem diese jungen Dinger auf Trab halten – immerhin habe ich ein eigenes Zimmer unter dem Dach. Man muss mit wenig zufrieden sein!

Was für Gehaltsvorstellungen!

Ursula von Klagenfeld, Besitzerin

Früher war hier noch was los, da hatte ich Hilfe! Und jetzt ist auch noch nach vierzig Jahren mein treuer Diener in Rente gegangen. Aber gutes Personal ist kaum noch zu finden. Und was für Gehaltsvorstellungen diese jungen Leute heute haben! Manchmal werde ich verrückt, wenn ich durch dieses riesige alte Haus von Raum zu Raum hetze. Dann wäre ein hübscher kleiner Bungalow schön – mal schauen, was mein Mann dazu sagt…

Fazit

Arbeit gab es immer

Ob Stallbursche, Küchenmagd, Diener oder Verwalter – zusammen erweckten sie das Landhaus zum Leben. Nicht alle Bediensteten stammten aus naheliegenden Dörfern, einige sind weit gereist oder haben ihre Stelle gewechselt, während andere ihr Leben lang im selben Haus blieben. Mit der Zeit wollten die Dienstboten besser bezahlt werden, was den Hausbesitzer:innen jedoch zunehmend schwerer fiel.

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