Scheune

Ob Getreidefelder, Nutzwälder, Äcker oder Wiesen – Landhäuser und Landwirtschaft gehören zusammen, denn die Umgebung sichert ihr Überleben. So tummeln sich stets Wirtschaftsgebäude um die Häuser, wie Scheunen, in denen Heu, Stroh oder Getreide lagern.

1780 – 1830

Die alte Ordnung und das liebe Geld

Die Feudalwirtschaft neigt sich dem Ende

Die Herrschaften benötigten umfangreiche Einnahmen, um ihr Leben und ihre Landhäuser finanzieren zu können. Bis ins 19. Jahrhundert kamen sie aus verschiedenen Quellen: Viele Einnahmen waren mit der Feudalwirtschaft verknüpft, in der die Dorfbevölkerung zugleich Untertanen waren. Sie leisteten Abgaben in Form von Geld oder Nahrungsmitteln. Hinzu kamen Steuern auf Lebensmittel und Heiratsgebühren, Schutzgelder für die Aufnahme von Jüd:innen im Dorf oder Geldstrafen und viele weitere größere und kleinere Posten. Förster, Tagelöhner:innen und verpflichtete Bauern arbeiteten in Wäldern, auf Wiesen und Äckern rund um die Landhäuser. Die Herrschaften verkauften die landwirtschaftlichen Erträge: Sie ließen nicht nur in ihren Nutzwäldern Holz schlagen, sondern brachten einen großen Teil der Ernte auf den Markt. Zahlreiche Gesetze beseitigten im Laufe des 19. Jahrhunderts die Untertänigkeit der Bäuer:innen und Dorfbewohner:innen. Damit verloren die Herrschaften viele der alten Einnahmen. Die genauen Einnahmen unterschieden sich von Haus zu Haus, doch gab es stets viele unterschiedliche Einnahmequellen. 

Schauen Sie doch mal, wie sich Schloss Jebenhausen finanzierte. Die Übersicht zeigt die vielseitigen Einnahmen im Jahr 1791/92. Auszug aus dem Rechnungsbuch Jebenhausen, Staatsarchiv Ludwigsburg, PL18, R34

Schauen Sie doch mal, wie sich Schloss Jebenhausen finanzierte. Die Übersicht zeigt die vielseitigen Einnahmen im Jahr 1791/92. Auszug aus dem Rechnungsbuch Jebenhausen, Staatsarchiv Ludwigsburg, PL18, R34

1880 – 1930

Neue Technik und neue Gefahren

Die moderne Landwirtschaft entsteht

Viele Herrschaften verloren zwar ihre gewohnten Vorrechte, doch bekamen sie als Entschädigung entweder Land oder Geld. Mit dem Geld kauften sie weitere Wälder, Äcker und Wiesen – oder aber investierten in Wertpapiere und Staatsanleihen. Zudem verbesserten sie die eigene Land- und Forstwirtschaft, um mit höheren Erträgen den sinkenden Preisen zu begegnen: Neue Anbaumethoden und Dünger, bessere Pflüge sowie dampfbetriebene Dreschmaschinen und sogar Elektromotoren fanden oft erstmals auf Landhäusern ihren Einsatz.

Doch verloren Geld und Aktien in der Inflation 1923 ihren Wert und manche Herrschaften gerieten dadurch in Schwierigkeiten: Es fehlte Geld, um die Gutswirtschaft weiter zu modernisieren. Glücklich schätzen konnte sich, wer ein zweites Standbein hatte, zum Beispiel die Freiherren von Liebenstein in Jebenhausen: Sie verkauften Mineralwasser aus ihrer eigenen Quelle.

Pferdegespann mit Pflug
Einsatz des Dampfpflugs
Pferdegöpel mit Transmission
Dreschen mit Dampfpflug
Pferdegöpel (Deutsche Photothek)
Pferdegöpel (Deutsche Photothek)
Blechschild von 1920. Original von Anton Lechner

Pferdegespann mit Pflug

Einsatz des Dampfpflugs

Pferdegöpel mit Transmission

Dreschen mit Dampfpflug

Pferdegöpel (Deutsche Photothek)

Pferdegöpel (Deutsche Photothek)

Blechschild von 1920. Original von Anton Lechner

1945 – 1990

Alte Häuser auf neuen Wegen

Die Landwirtschaft in Ost und West

Die Landwirtschaft verlor nach 1945 zunehmend ihre Bedeutung als wichtige Einkommensquelle für die Landhausbesitzer:innen. Jedoch unterschieden sich Ost- und Westdeutschland stark: Die ostdeutsche Verwaltung verteilte den Landbesitz völlig um und enteignete ab 1945 die vormaligen Großgrundbesitzer:innen, die ohne eine Entschädigung ihr Land und ihr Haus verloren. Das Land erhielten erst Kleinbauern und Geflüchtete, später entstanden landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. Die verlassenen Landhäuser dienten als Schulen oder Kaufläden, andere wurden für neue Bewohner:innen zu Wohnungen umgebaut.

In Westdeutschland gab es zwar keine derartigen Enteignungen, dennoch standen die Landhausbesitz:innen vor Problemen: Die landwirtschaftlichen Einnahmen reichten nicht mehr aus, um die Häuser zu erhalten, sodass es zwei Möglichkeiten gab: Manche fanden neue Einkommensquellen, andere verkauften. Investoren machten aus Landhäusern Eigentumswohnungen, es entstanden Schlosshotels oder Gemeindeverwaltungen.

Perspektiven

Tagelöhner

1800

Verwalter

1920

Besitzerin

1970

Endlich wieder Erntezeit!

Johann Störrle, Tagelöhner

Da kommt der Bauer vom Berger Hof. Zieht der ein Gesicht. Der ist vermutlich sauer, dass er heute Spanndienst mit seinem Pferd leisten muss. Ich kann’s ja verstehen, der hat genug auf seinen eigenen Feldern zu tun. Ich bin dagegen froh, dass wieder Erntezeit ist. Da kann ich mir fast aussuchen, für wen ich arbeite. Aber hier auf dem Landhaus gibt’s immer die beste Verpflegung!

Ich bin hier nicht einfach der Buchhalter!

Joseph Behring, Verwalter

Ich bin gräflicher Oberrentmeister, merken Sie sich das. Ich trage die Verantwortung für den gesamten Betrieb. Ich mache die Abrechnung für alle verpachteten Betriebe und Äcker. Ich sage Ihnen, manchmal fühle ich mich wie der reinste Bürohengst. Aber was hilft der ganze Aufwand, wenn die Zeiten so schwierig sind und ich für jede Entscheidung mit dem Herrn Grafen diskutieren muss. Er hat ja auch Agrarwissenschaft studiert – und Fachdiskussionen sind eine langwierige Angelegenheit!

Mit Sack und Pack mussten sie gehen

Ursula von Klagenfeld, Besitzerin

Wissen Sie, meine Tante hat früher in einem wunderschönen brandenburgischen Gutshof gelebt. Ich weiß noch, wie ich sie immer besucht habe und zum Spielen in die riesige Scheune geschlichen bin… Aber nach dem Krieg musste sie all ihre Sachen packen, das musste ganz schnell gehen, die Leute nannten das damals „Junkerland in Bauernhand“. Mein Mann und ich haben sie dann in unserem Haus aufgenommen, Familie muss schließlich zusammenhalten! Meine Tante hofft immer noch, dass sie ihren Hof eines Tages zurückbekommt – aber da bin ich sehr skeptisch: Ich habe gehört in dem dort wohnen jetzt Waisenkinder.

Fazit

Ohne Einnahmen kein Landhaus

Wirtschaftliche und politische Umbrüche prägten die Häuser, Einnahmequellen wandelten sich und Besitzer:innen wechselten. Lange Zeit sorgten Wälder, Wiesen und Äcker für Wohlstand, doch verlor die Landwirtschaft zunehmend ihre alte Bedeutung, sodass die Suche nach gewinnbringenden Alternativen begann.

Viele Landhäuser tragen sich heute nicht mehr selbst. Sollten sie unterstützt werden? So haben die Besucher:innen abgestimmt:

Nein, ist ein Problem der Besitzer:innen.

Ja, das ist Aufgabe des Staats.

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Schlafzimmer
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