Park

Herrschaftliche Parks vereinten Nützliches und Schönes: In Nutzgärten wuchs Obst und Gemüse zur Selbstversorgung, idyllische Parkanlagen luden zum Spaziergang ein. Es zog stets viele Menschen in die herrschaftlichen Parks, doch nicht immer durften sie betreten werden.

1780 – 1830

Sonnige Plätze und ihre Schattenseiten

Gartengestaltung im natürlichen Stil

Zu einem Landhaus gehörte immer ein Garten oder Park, der viel Arbeit bedeutete und hohe Kosten verursachte. Gelernte Gärtner kümmerten sich um anmutige Ziergärten und pflegten Obst- und Gemüse für die Schlossküche. Während die Nutzgärten sich um 1800 kaum veränderten, ließen viele Herrschaften ihre Parks völlig neu gestalten – sie übernahmen den Stil der englischen Landschaftsgärten: Die Parks sollten als natürliche Landschaften erscheinen und mit Teichen, Hügeln und Gartenhäuschen versehen werden. Die berühmtesten Gartengestalter ihrer Zeit arbeiteten daran und begleiteten den aufwändigen Umbau oft über viele Jahre. Extra eingestellte Tagelöhner hoben von Hand Gräben aus, schütteten an anderer Stelle Hügel auf und pflanzten Bäume. Sogar exotische Pflanzen aus Übersee bereicherten die Parks.

Die Herrschaften genossen die Parks als neues Naturerlebnis, doch er bedeutete für Angestellte harte Arbeit und für Pächter in der Umgebung fehlende Nutzflächen.

1880 – 1930

Hinter Hecken, Mauern und Zäunen

Landhäuser grenzen sich ab

Auch um 1900 gab es gestaltete Parks und Nutzgärten, doch es setzte eine entscheidende Veränderung ein: Während viele Parks lange Zeit offen gestaltet waren und von Reisenden oder der Gemeinde besucht werden konnten, kamen nach 1900 immer weniger Menschen in den Genuss. Die Herrschaften ließen Zäune und meterhohe Mauern bauen oder grenzten ihr Gelände mit hohen Hecken ab.

Auch Schloss Jebenhausen in Württemberg schottete sich ab. Schauen Sie selbst, wie es sich über 150 Jahre veränderte.
 

Noch 1870 lässt sich keine Abschottung erkennen. Stattdessen sieht man rechts im Vordergrund das Arresthaus und in der Mitte vor dem Schloss kleine Blumenbeete. Am linken Rand steht das Brunnenhaus.
Wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam ein Holzzaun hinzu, wie dieses Foto aus entgegengesetzter Blickrichtung zeigt. Der Zaun findet sich am rechten Bildrand neben dem Brunnenhaus sowie am linken Rand. Dort sieht man auch die Brücke über den Bach. Im Vordergrund posieren vermutlich Kinder aus dem Dorf.
Heute versteckt sich das Schloss hinter Hecken sowie großen Bäumen und einer hohen Steinmauer.
Heute versteckt sich das Schloss hinter Hecken sowie großen Bäumen und einer hohen Steinmauer.
Das alte Brunnenhaus ist inzwischen ebenfalls mit einem  Zaun dem abgeschotteten Schlossareal zugeschlagen. Das Haus ist mittlerweile in Eigentumswohnungen umgebaut.

Noch 1870 lässt sich keine Abschottung erkennen. Stattdessen sieht man rechts im Vordergrund das Arresthaus und in der Mitte vor dem Schloss kleine Blumenbeete. Am linken Rand steht das Brunnenhaus.

Wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam ein Holzzaun hinzu, wie dieses Foto aus entgegengesetzter Blickrichtung zeigt. Der Zaun findet sich am rechten Bildrand neben dem Brunnenhaus sowie am linken Rand. Dort sieht man auch die Brücke über den Bach. Im Vordergrund posieren vermutlich Kinder aus dem Dorf.

Heute versteckt sich das Schloss hinter Hecken sowie großen Bäumen und einer hohen Steinmauer.

Heute versteckt sich das Schloss hinter Hecken sowie großen Bäumen und einer hohen Steinmauer.

Das alte Brunnenhaus ist inzwischen ebenfalls mit einem Zaun dem abgeschotteten Schlossareal zugeschlagen. Das Haus ist mittlerweile in Eigentumswohnungen umgebaut.

1945 – 1990

Wem gehört der Park?

Besitzerwechsel in der Nachkriegszeit

Nach dem 2. Weltkrieg entstanden im Besatzungszonen, die im Westen zunächst wenig Einfluss auf Landhäuser hatten. Anders sah es in der sowjetischen Besatzungszone aus: Viele Besitzer:innen verloren ihre Landhäuser und Parks, denn sie wurden enteignet und mussten ihre Häuser verlassen. Die ehemaligen Besitzerfamilien verließen meist ihre Heimat und zogen in die gegründete Bundesrepublik Deutschland (BRD). Die weitläufigen Parks dienten nun oft der Landwirtschaft.

In den 60er Jahren diskutierten auch die Bürger:innen der BRD über den Fortbestand und den Besitz der herrschaftlichen Parks: Wer soll die Parks besuchen dürfen? Wer die Kosten tragen? So erstand die Stadt Hürth 1964 Burg und Park Kendenich und viele Bürger:innen hofften auf einen öffentlichen Park. Doch die Erhaltungskosten für Burg und Park waren enorm und Hürth konnte bald die Kosten nicht mehr bewältigen. In den 70er Jahren ging die Burg an einen privaten Investor und der Park blieb exklusiv den Bewohner:innen vorbehalten, die in die neu gestalteten Luxusappartements einzogen.

Perspektiven

Tagelöhner

1800

Verwalter

1900

Bürgermeister

1970

Ein neuer Park und viele Schubkarren Erde!

Johann Störrle, Tagelöhner

Mensch, tut mir das Kreuz weh! Jetzt habe ich schon acht Schubkarren mit Erde einer Seite des Geländes zur anderen gekarrt. Das soll mal ein Hügel werden, hat der Gärtner gesagt. Denn der Herr will einen neuen Park – statt Blumen und Hecken lieber Bäume und Teiche.  Wenn er meint… Unsereins ist froh, wenn wir genug Land für Getreide und Gemüse haben.

Der Schlosspark ist kein Spielplatz!

Joseph Behring, Verwalter

Die Gemeinde beschwert sich seit Tagen fürchterlich bei mir. Aber die Mauer um den Garten musste eben sein. Früher durften die Kinder aus dem Dorf bei der Ernte helfen, aber seit Frau Gräfin die teuren Pflanzen gekauft hat, ist der Garten eben tabu. Und wenn ich den Bengel kriege, der dem Gärtner die gesamte Kirschernte vom Baum stibitzt hat, dann kann der was erleben...

Woher soll ich das Geld nehmen?

Manfred Schulz, Bürgermeister

Diese Bürgerinitiative lässt mich einfach nicht in Ruhe. Einen Park für alle fordern sie! Wenn das nur so einfach wäre: Ist denen nicht klar, was der Erhalt dieses herrschaftlichen Parks kostet? Kein Wunder, dass der Herr Graf von Klagenfeld und seine Fra

Fazit

Parkpflege kostet!

Ob offen für Gäste oder exklusiv für die Bewohnerschaft, ob in adligem Besitz, bürgerlichen oder staatlichen Händen – stets gestalteten Menschen die Flächen um das Landhaus, um sich zu versorgen oder sich an Zierparks zu erfreuen.

Sollen Gemeinden heutzutage die Kosten tragen und herrschaftliche Parks öffentlich zugänglich machen? So haben die Besucher:innen abgestimmt:

Ja, der Park soll für alle da sein.

Nein, das Geld kann man sich sparen.

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